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Par ici! – Par là! – PHACE

6. März 2021 | 19:00 - 20:00

Foto: PHACE Ensemble
© Laurent Ziegler


Programm*

Johannes Maria Staud, „Par ici!“ für Ensemble (2011/12)**
Johannes Maria Staud, „Par là!“ für Ensemble (2015/16)**
Alexandra Karastoyanova-Hermentin, „Tschinar“ für Ensemble (2020, UA)*
Agata Zubel, „Not I“ für Sopran und sechs Instrumente (2010)
*unterstützt von SKE-Fonds (Austro Mechana) , vom BMKOES und der Kulturabteilung der Stadt Wien .

**Das Diptychon „Par ici!“ und „Par là!“ werden in dieser Kombination erstmalig in Österreich aufgeführt


Mitwirkende

Lars Mlekusch, Dirigent
Agata Zubel, Sopran

PHACE:
Doris Nicoletti, Flöte
Markus Sepperer, Oboe
Walter Seebacher, Klarinette
Michael Krenn, Saxophon
Edurne Santos Arrastua, Fagott
Reinhard Zmölnig,
Horn
Spiros Laskaridis, Trompete
Stefan Obmann, Posaune
Mathilde Hoursiangou, Klavier
Berndt Thurner, Percussion
Ivana Pristasova, Violine
Rafal Zalech, Viola
Roland Schueler, Violoncello
Maximilian Ölz,
Kontrabass
Alfred Reiter
, Sound

PHACE wird unterstützt vom SKE-Fonds (Austro Mechana), vom Bundeskanzleramt Österreich (Sektion Kunst und Kultur) und der Kulturabteilung der Stadt Wien.


Johannes Maria Staud © Priska Ketterer

 

Die beiden Ensemblewerke „Par ici!“ und „Par là!“, die ein Diptychon bilden, habe ich für das Ensemble Intercontemporain komponiert“, erzählt Johannes Maria Staud. „In ihnen lote ich eine mikrotonale Welt aus, bei der zwölf Töne, in einem regelmäßigen Raster quer über den Ambitus verteilt, einen Viertelton nach oben gestimmt werden – deshalb auch der Einsatz des MIDI-Klaviers.

Angeregt wurde ich einerseits durch persische Klaviermusik wie z.B. von Morteza Mahjoobi und andererseits durch Griseys Vortex Temporum. Bei beiden werden einzelne Klaviertöne umgestimmt und ergeben so, auch durch den Einsatz nicht-oktavierender Skalen, eine spannende harmonische Färbung. „Par ici!“ wurde darüber hinaus von Charles Baudelaires fulminantem Gedicht Le voyage und „Par là!“ von Nach neuen Meeren, einem Gedicht aus Friedrich Nietzsches Fröhlicher Wissenschaft, inspiriert.“

 

 

 

Alexandra Karastoyanova Hermentin © Stefanie Luger

Die österreichisch-russische Komponistin Alexandra Karastoyanova-Hermentin erfreut sich großer internationaler Erfolge, so ist sie für die Rychenberg Competition nominiert und der Geiger David Bowlin hat ihr Violinkonzert in der New Yorker Carnegie Hall aufgeführt sowie zwei ihrer Stücke auf CD eingespielt. Sie bezieht sich in ihrem neuen Werk „Tschinar“ (bulgarisch für Platane) auf Musik des armenischen Priester-Komponisten Komitas und auf Dmitri Schostakowitsch und dessen 15. Symphonie, ohne direkt aus diesen Werken zu zitieren. Das Leiden an Krieg und Terror und die Hoffnung auf Frieden stehen im Zentrum. Das Stück für die Besetzung Flöte, Schlagzeug, Klavier und die vier Streichinstrumente folgt einer siebensätzigen Suitenform. Es beginnt mit schwebenden Akkorden im ersten Satz, dem ein extrem motorischer zweiter folgt. Doch löst sich diese Motorik gegen Ende auf und verwandelt sich in einen ruhigeren Abschnitt, der den dritten Satz vorbereitet, in dem zunächst das Vibraphon mit einer ostinatoartigen, schnellen Figur dominiert. Auf eine Verdichtung und einen emotionalen Ausbruch folgt wiederum Beruhigung. Der vierte Satz beginnt mit einem Klaviersolo mit Schlagzeug, die Musik wird sehr schnell und virtuos, auch als das komplette Ensemble einsetzt. Doch bleibt die Grundstimmung lyrisch, langsam akzentuierend. Der sehr durchsichtige fünfte Satz ist von der spirituellen, armenische Traditionen aufnehmenden Klangwelt des Komitas geprägt, vor allem vom Glockenspiel. Im sechsten Satz wird die Atmosphäre hymnisch, es erklingt „fast C-Dur“, es gibt Schläge am Klavier, Secco-Akkorde und liegende Töne, manches erscheint „sehr klassisch“ im Kontrast von Komplexität und Einfachheit. Die Musik strahlt immer mehr Ruhe aus und bereitet „fast mit einer Melodie, fast tonal“ den Finalsatz vor, der attacca anschließen kann. Ein Klaviersolo mit Komitas-Andeutungen führt zu einer klanglichen Aura, die das Ende der letzten Schostakowitsch-Symphonie imaginiert. Piccoloflöte, Glockenspiel und kleine Trommel setzen Akzente über liegenden Streicherakkorden – zwei musikalische Ebenen entstehen und die letzten „Worte“ haben Kastagnetten, Woodblocks und Bongos.

 

Agata Zubel © Lukasz Rajchert

Agata Zubel wurde in Wroclaw (Breslau) geboren, wo sie Komposition und Gesang studierte. Zurzeit unterrichtet sie selbst an der Musikakademie ihrer Heimatstadt. Neben zahlreichen Förderungen und Stipendien (u.a. des Polnischen Kulturministeriums, der Rockefeller Foundation und der Ernst von Siemens Musikstiftung) ist sie auch Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbewerbe – sowohl für Komposition als auch für Gesang. In Agata Zubels 2012 durch das Klangforum Wien uraufgeführtem Stück „Not I“ für Stimme und Ensemble ist die Komponistin auch die Vokalistin. Basierend auf Samuel Becketts gleichnamigem Monolog von 1972, bei dem laut Anweisung auf einer pechschwarzen Leinwand lediglich der Mund einer Schauspielerin zu sehen ist, möchte die Komposition weniger eine bestimmte Semantik (des ohnehin sehr reduzierten Textes) tonmalerisch ausdeuten, sondern mehr die Lautlichkeit der Stimme in den Mittelpunkt rücken. In Becketts Stück beginnt eine ältere, traumatisierte Frau erstmalig seit Jahrzehnten wieder zu sprechen und schildert Fragmente ihrer Vergangenheit. Zubel verarbeitete in der Komposition ihre Vorstellungen davon, wie das Reaktivieren eines jahrzehntelang still gebliebenen Sprechapparats klingen könnte. Verschiedenste Formen der Stimmkunst, von Sprechgesang, vokaler Geräusch-Performance bis hin zu virtuos-emphatischem Gesang, lassen sich als in Musik gesetzte Interpretation dieser Idee verstehen. Das für das Stück geforderte, ausgesprochen differenzierte stimmliche Vokabular legt den Gedanken nah, die Komponistin habe sich die Komposition auf den Leib geschrieben: „Es ist toll“, so Agata Zubel, „dass ich hier Komponistin und Performerin gleichzeitig sein kann. Denn ich verstehe die Musik viel besser, wenn ich ‚auf beiden Seiten’ bin. (…) Natürlich ist es auch einfacher für mich, wenn ich eine meiner eigenen Kompositionen als Interpretin vorbereite. Denn da kenne ich die Idee des Stückes schon vorher. Ich weiß, wie es klingen soll.“

 

Raus aus dem Elfenbeinturm und hinein ins Abenteuer der zeitgenössischen Musikwelten. Mit größtem Enthusiasmus nehmen die zehn Mitglieder von PHACE und sein künstlerischer Leiter Reinhard Fuchs ihr Publikum auf Reisen in poetische Welten mit. Seit der Gründung 1991 in Wien als ensemble on_line durch Simeon Pironkoff und nach einem Relaunch 2010 unter dem Namen PHACE hat die Suche nach dem Neuen über viele Jahre tiefgehende künstlerische Freundschaften hervorgebracht. Mehr als 200 Werke sind so bisher in Auftrag gegeben, uraufgeführt und viele davon auf Tonträgern veröffentlicht worden.

 

Foto: Ensemble PHACE © Laurent Ziegler

Details

Datum:
6. März 2021
Zeit:
19:00 - 20:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

ONLINE

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